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Der Urologe kommt nur noch mit dem Roboter

Der Urologe kommt nur noch mit dem Roboter

Ob Blasenentfernungen, Prostata- oder Nierenoperationen: Die meisten grossen Operationen sind heute ein Fall für den Roboter.
Während das Operationsteam direkt am Patienten arbeitet, steuert Prof. Dr. Hubert John den Da Vinci-Roboter von seinem Arbeitsplatz im Operationssaal. Komplizierteste Eingriffe laufen so präzis und vollkommen übersichtlich ab.

Diesen Roboter kann niemand die Stange halten. Wenn im Operationssaal mit dem «Da Vinci» gearbeitet wird, sind die Resultate besser als mit der herkömmlichen Methode. In der Urologie des Kantonsspitals Winterthur weiss man das schon lange, denn dort sitzt eine der grössten Koryphäen weltweit, wenn es um den «Da Vinci» geht: Prof. Dr. Hubert John. Als Pionier hat er die neue Technologie in der Schweiz während mehr als 15 Jahren gross gemacht, weil er schon früh deren Vorteile erkannte. Rund 250 derartige Eingriffe werden allein in der Urologie des Kantonsspitals Winterthur mit grossem Erfolg jedes Jahr gemacht.

«Mit der robotergestützten Schlüssellochtechnik laufen Operationen ganz anders ab. Da keine grossen Bauchschnitte nötig sind, verringern sich Blutverlust und Erholungszeit. Obwohl der Bauch bis auf kleine Instrumentenzugänge geschlossen bleibt, sieht der Operateur über den Monitor viel mehr als bei der herkömmlichen Methode mit blossem Auge. Meine Handgriffe sind viel ruhiger und völlig frei, weil Elektronik die Greifarme stabilisiert -, und dies auf kleinstem Raum. Wir können heute sogar den Blasenersatz als Routineoperation anbieten -, das ist der komplexeste Eingriff in der Urologie. Auch hier fühle ich mich mit dem «Da Vinci» sicher und wohl. Gute Sicht und ein ruhiges Arbeitsfeld ermöglichen die besten Resultate.»

Am meisten profitieren die Patienten. «Die Operationen sind so schonend, dass Männer nach einer radikalen Entfernung der Prostata schon am zweiten oder dritten Tag wieder nach Hause können. Zwei Wochen später arbeiten viele wieder. Auch bei der Blasenentfernung mit Aufbau einer Ersatzblase aus Dünndarm verlassen die Patienten das Spital viel früher. Bei gutem Verlauf wechseln meine Patienten bereits nach sieben Tagen in die Reha, bei der herkömmlichen Methode erst nach zwei bis drei Wochen. Das senkt die volkswirtschaftlichen Kosten enorm und die Operierten haben kaum noch Schmerzen oder Wundkomplikationen.»

Die Liste ist damit nicht erschöpft. «Bei Nieren-Teilentfernungen gibt es dank «Da Vinci» weniger Urinfisteln, weniger Nachblutungen, weniger Schmerzen und weniger Wundheilungsstörungen. Bei der Prostataentfernung weniger Stenosen. Inkontinenzprobleme sind ebenfalls zurückgegangen. Nach sechs Wochen braucht fast die Hälfte keine Einlage mehr, nach drei Monaten sind 85% sozial kontinent. Auch Erektionsstörungen haben abgenommen, da das Gewebe mikroskopisch präpariert werden kann. Wenn beide Gefässnervenbündel geschont werden, können rund drei Viertel der Männer trotz Prostataoperationen nach einem Jahr wieder vaginal penetrieren.»

Und dennoch gibt es Kritiker der Methode. Für sie hat Prof. John nur wenig übrig. «Ich bin einverstanden, dass man solche teuren Geräte der neusten Generation nur in den grossen Zentren anschaffen sollte. Sie müssen ausgelastet sein und es braucht Fingerfertigkeit, die nur jener erlangt, der genügend Eingriffe macht. Aber es ist so offensichtlich, dass die Resultate dann besser sind. Mit dem «Da Vinci» können wir oft auch Menschen helfen, die mehrmals voroperiert wurden. Wie bei wiederkehrenden Blasenhalstenosen. Eindrücklich sind auch komplexe Urinfisteln bei Frauen, die auf diese Weise als Reoperationen saniert werden können. Es ist für uns Operateure sehr befriedigend, wie betroffene Frauen selbst nach teils jahrelanger, vollständiger Harninkontinenz wieder ein neues Lebensgefühl erlangen.»


Magazin Sprechstunde Doktor Stutz Nr. 3/2019

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