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Hämorrhoiden sind nicht peinlich!

Hämorrhoiden sind nicht peinlich!

Beschwerden am Darmausgang sind so häufig wie tabu. Geholfen werden kann aber nur jenen, die ihre Scham überwinden und beim Arzt oder Apotheker über Ihre Schmerzen am Allerwertesten sprechen.

Hämorrhoiden sind eine Plage, unter der viele Menschen leiden. Wozu sind die Blutgefässe am Darmausgang überhaupt gut?

Dr. Med. D. Zeller-Simmerl: «Sie sind für den Feinverschluss zuständig. Sie verhindern, dass ungewollt Flüssigkeit oder Wind entweicht. Hämorrhoiden nimmt man meist erst bewusst wahr, wenn sie sich krankhaft verändern. Sie können anschwellen und aus dem After heraustreten. «


Wie machen sich Hämorrhoiden bemerkbar?

«Meist spürt man sie zuerst beim Stuhlgang, wenn sie bluten oder heraustreten. Oft klagen Patienten auch über Juckreiz und Schleimabgang. Seltener sind Schmerzen oder unangenehme Gefühle beim Stuhlgang oder Sitzen.»


Unter welchen Bedingungen bilden sich häufig Hämorrhoiden?

«Das Problem tritt mit zunehmendem Alter gehäuft auf, weil das Gewebe schwächer wird. Aber auch Übergewichtige und Schwangere sind gefährdet sowie Menschen mit hartem Suhl, die stark pressen. «


Wie kann man vorbeugen?

«Mit ballaststoffreicher Kost und ausreichend Flüssigkeit. Dies führt meist zu weichem Stuhl. Untersuchungen haben gezeigt, dass Afrikaner viel seltener von Hämorrhoiden betroffen sind, weil sie viele Hülsenfrüchte essen und deutlich grössere Mengen an Stuhl produzieren als Europäer. Natürliche Quellmittel wie Flohsamenschalen oder Leinsamen helfen ebenfalls, die Konsistenz zu regulieren. Zudem sollte man nicht zu lange auf dem Klo sitzen. Zeitung lesen und Kreuzworträtsel lösen fördern die Bildung von Hämorrhoiden. «


Empfehlen Sie Feuchttücher, um sich ganz sauber zu kriegen?

«Auf keinen Fall! Sie enthalten oft Allergene wie etwa Duft- und Konservierungsstoffe, welche die sensible Haut am After zusätzlich reizen. Übertriebene Analhygiene kann Entzündungen und Allergien begünstigen. Man sollte ein weiches WC-Papier benutzen. Noch besser ist ein Dusch-WC oder Bidet und danach föhnen.»


Was, wenn die Störefriede bereits aus dem After herausragen?

«Man darf sie vorsichtig selber zurückschieben. Auch schmerzlindernde und abschwellende Salben oder Zäfchen können etwas Linderung verschaffen. Zudem stehen Medikamente zur Verfügung, welche die Gefässe dazu bringen, sich zusammenzuziehen. Eine weitere Möglichkeit sind Gummiband-Ligaturen, welche die zuführenden Blutgefässe abklemmen. Nützt das alles nichts, kann man eine Operation im Betracht ziehen.»

Ist das ein schwerwiegender Eingriff?

«Es gibt diverse Methoden. Die konventionelle Entfernung der Gefässpolster wird heute seltener duchgeführt, da sie nach der Operation mehr Schmerzen verursacht. Aktuell sind sogenannte Liftingverfahren, mit denen man die Hämorrhoiden zurückzieht und am ursprünglichen Ort verankert. Diese Methoden sind weitaus schonender und Arbeitsunfähigkeit ist kürzer als bei der konventionellen Art. Trotzdem wäge ich mit meinen Patienten gut ab, ob die Symptome so störend sind, dass sich ein Eingriff rechtfertigt. Gefährlich sind Hämorrhoiden nämlich nicht.

Sie Sprechen offen und hemmungslos über diese intimen Probleme?

«Viele haben einen lagen Leidensweg hinter sich, bis sie sich endlich trauen, das Thema anzusprechen. Manche kommen wegen etwas anderem und erwähnen die Beschwerden am Darmausgang erst beiläufig am Schluss der Sprechstunde. Mit einer herzlichen Atmosphäre und guten Gesprächsführung gelingt es mir häufig, dass Betroffene ihre Scham überwinden.»

 

Sieg und Friedensvertrag dank Hämorrhoiden

Die hämorrhoidalen Plagegeister haben sogar mehrfach Geschichte geschrieben. So soll etwa Napoleon die Schlacht bei Waterloo wegen starker Schmerzen am After verloren haben. Als der Herrscher am 18. Juni 1815 gegen die Engländer kämpfte, soll er sich kaum auf dem Pferd gehalten haben können. In der Schlacht bei Ligny besiegte er die preussischen Truppen zwar, verfolgte sich aber aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme nicht. Die übrig gebliebenen Preussen eilten den Engländern anderntags bei Waterloo zu Hilfe und siegten gegen die Franzosen. Hämorrhoiden sollen auch die Grundlage gelegt haben für den Friedensvertrag von 1978 zwischen Israel und Ägypten. An Weihnachten zog sich US-Präsident Jummy Carter wegen starker Schmerzen am Allerwertesten in die Residenz nach Camp David zurück. Er nutzte die Ruhe, um mit dem ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat zu telefonieren und erreichte eine Annäherung zwischen den beiden verfeindeten Staaten.

 

Empfohlene Hilfsmittel:

 

Magazin: Astrea Apotheke Juli/August 2019

 

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