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Herausforderung Demenzerkrankung

Herausforderung Demenzerkrankung

Diagnose Demenz

Der Umgang mit Menschen, die unter einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung leiden, ist schwierig und kann für Angehörige eine grosse Herausforderung darstellen. Wie kann es gelingen, den Alltag für beide Seiten gut zu gestalten und was sollte dabei beachtet werden?

Demenz ist ein Oberbegriff für rund fünfzig Krankheitsformen, die alle unterschiedlich verlaufen, aber langfristig zu Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit führen. Alzheimer ist nur eine dieser vielen Erkrankungen, allerdings tritt die mit etwa sechzig Prozent am häufigsten auf. Im Verlauf der Krankheit sterben immer mehr Nervenzellen im Gehirn ab. Die Ursachen dafür sind verschieden: Bei der Alzheimerkrankheit entstehen beispielsweise Eiweissablagerungen im Gehirn, die den Stoffwechsel der Nervenzellen behindern. Bei der zweithäufigsten Krankheitsform, der vaskulären Demenz, verursachen Durchblutungsstörungen den Zelltod im Gehirn.

Gut zu wissen

Der Verlauf einer Demenzerkrankung kann verschieden schnell fortschreiten. Zu Beginn leidet vor allem das Kurzzeitgedächtnis. Betroffene werden vergesslich, haben Konzentrationsschwierigkeiten, verlegen häufig Gegenstände oder suchen nach Wörtern. In fremder Umgebung fällt die Orientierung zunehmend schwerer. Im fortgeschritteneren Stadium beginnt auch der Abbau des Langzeitgedächtnisses. Die Erinnerung an länger zurückliegende Ereignisse verblasset und selbst Angehörige werden oft nicht mehr erkannt. Im späten Stadium sind vermehrt auch körperliche Einschränkungen zu beobachten, sodass die betroffene Person ihre Selbständigkeit völlig verliert und bei allen Tätigkeiten auf fremde Hilfe angewiesen ist.

Und nun?

Wird Demenz oder Alzheimer diagnostiziert, tauchen zunächst einmal viele Fragezeichen auf – sowohl bei den Betroffenen selbst als auch bei den Angehörigen. Wie soll es nun weitergehen? Was kommt auf mich zu? Wie kann ich mit der Situation umgehen und wo liegen meine eigenen Grenzen? Das alles sind Fragen, die auf die Angehörigen einstürmen. Eine der wichtigsten und hilfreichsten Massnahmen besteht deshalb zunächst darin, Ruhe zu bewahren und sich erst einmal ausführlich über die Erkrankung zu informieren. Dazu gehören auch die ehrliche Einschätzung der eigenen Möglichkeiten beziehungsweise Einschränkungen sowie – falls nötig – das Organisieren und Einfordern von Unterstützung zur eigenen Entlastung. In der Schweiz gibt es viele Stellen, die Auskunft geben und auch praktische Hilfe bei Demenzerkrankungen leisten. Beispiele sind «Alzheimer Schweiz», eine gemeinnützige Organisation, die in der ganzen Schweiz kantonal vertreten ist und die sich mit Angeboten und Dienstleistungen vor Ort für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen einsetzt, oder «alzheimer.ch», eine Plattform, die Betroffene, Angehörige uns Fachpersonen informiert und vernetzt. Der offene Umgang mit der Krankheit hilft den meisten Angehörigen, ihren Alltag zu meistern.

Loslassen

Demenzkranke leben mit der Zeit in ihrer eigenen Welt. Oft fällt es Aussenstehenden schwer, sich in die Gedanken des Erkrankten hineinzuversetzen und seine Handlungen nachzuvollziehen. In vielen Situationen bringt das Verhalten von Menschen mit Demenz die Betreuenden an ihre Grenzen und verlangt ihnen viel Geduld und Nachsicht ab. Doch auch wenn es schwerfällt: Es bringt nichts, das Verhalten des Betroffenen durch vernünftige Argumente ändern zu wollen. Das kostet nur unnötige Kraft, stösst auf Unverständnis und Widerstand. Besser ist es, sich auf den Demenzpatienten einzulassen und die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Wer langsam, ruhig und in einfachen Worten kommuniziert, die Eigenständigkeit der Erkrankten nach Möglichkeit fördert und bewahrt, alte Gewohnheiten beibehält und durch einen geregelten und überschaubaren Tagesablauf Sicherheit und Orientierung schafft, macht es allen leichter. Trotz allem muss der Betroffene aber auch vor Gefahren in und ausser Haus bewahrt werden, da er viele Situationen nicht mehr richtig einzuschätzen und beurteilen kann. Die Betreuung von Demenzkranken ist daher oft eine schwierige Gratwanderung zwischen Respektierung der Eigenständigkeit und Ausüben von Bevormundung.

Liebvolle Begleitung

Das Verhalten von Demenzpatienten ist nicht von Vernunft, sondern von Gefühlen gesteuert. Typische Verhaltensweisen wie Ängstlichkeit, Unfreundlichkeit, Aggressivität, Trotz oder Sturheit sind weder böse gemeint noch gegen eine bestimmte Person gerichtet. Sie sind vielmehr ein Ausdruck der Verunsicherung und eine Folge davon, dass es den Betroffenen schwerfällt, sock in ihrer Umgebung zurechtzufinden, dass ihre Verständigungsmöglichkeiten eingeschränkt sind und dass sie auch nicht mehr verstehen, was um sie herum geschieht. Doch gerade auf der Gefühlsebene lassen sich Demenzkranke oft auch «abholen». Gemeinsames Singen, Berührungen, Blicke oder Stöbern in alten Fotoalben sind Möglichkeiten, auch ohne viele Worte zu kommunizieren und schöne Erinnerungen an vergangene Zeiten wachzurufen. Das Gefühl von Zuneigung, Nähe und Geborgenheit ist für Demenzpatienten sehr wichtig. Eine liebevolle, von Geduld und Verständnis geprägte Begleitung bietet dem Patienten und seinen Angehörigen die Chance auf einen guten Umgang mit der Krankheitssituation im Alltag.

Magazin Astrea Apotheke Dezember 2019

 

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